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Auf dieser Seite werden Quellen zum Thema Kindersoldaten in Eritrea dokumentiert, die bisher in der Debatte nicht erwähnt bzw. nirgendwo im Wortlaut einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Das erschien deshalb notwenig, weil einzelne Protagonisten in der Debatte um Senait Mehari sich noch immer nicht klar und deutlich zu der Existenz von Kindersoldaten in Eritrea bekennen, bzw. diese sogar unmissverständlich leugnen, wie weiter unten ausführlich geschildert wird.

Da es sich bei dem als Quelle dienenden Doppelband von Hartmut Quehl um ein wissenschaftliches Werk handelt, das nur in sehr geringer Auflage erschien und lediglich in einigen Universitätsbibliotheken ausleihbar ist, sollen der Öffentlichkeit die darin befindlichen Aussagen von Zeitzeugen zugänglich gemacht werden.

Es soll hier keine Partei ergriffen, sondern versucht werden, einen Beitrag zur Objektivierung bzw. Versachlichung der Debatte zu leisten. Dazu gehört eben auch, dass alle zugänglichen Quellen zu Wort kommen. Hier kann und soll nicht das ganze Bild gezeichnet werden.

Verschiedene „Zeitzeugen“ konnten sich in letzter Zeit viel Gehör verschaffen. Von denen in diesem Blog aufgeführten war jedoch nichts zu hören. Der mündige Medienkonsument verstehe dieses Blog bitte als eine von mehreren Quellen, aus denen er sich seine eigene Meinung bilden möge. Als einen Stein im „Puzzle“ Eritrea.

Die hier zitierten Zeugenaussagen sind übrigens allesamt vor dem Erscheinen des Buchs „Feuerherz“ und des gleichnamigen Films gemacht und dokumentiert worden. Sie stehen daher nicht im Verdacht, eine wie auch immer motivierte Reaktion auf Buch und Film zu sein. Die Aussagen wurden im Fall von Hartmut Quehl zudem im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie gemacht, als das Thema noch in keiner Weise in der Öffentlichkeit debattiert wurde.

Peter Disch, der Senait Mehari hinsichtlich bestimmter Details in ihrem Buch der Lüge bezichtigt, informiert, dass er nicht in Abrede stelle, dass es Kindersoldaten in Eritrea gegeben habe. Der von ihm wiederholt als Kronzeuge herangezogene Zeitzeuge Abraham Mehreteab skandierte jedoch vor dem Berlinale-Palast folgenden Satz:

„Es gibt keine sogenannten Kindersoldaten in Eritrea.“

Das NDR-Medienmagazin Zapp sendete diesen Satz des auch von ihm immer herangezogenen Zeugen Abraham Mehreteab am Mittwoch, den 14.02.2008 (Den Beitrag kann man sich auf der Homepage von Zapp anschauen. Der zitierte Satz wird in den Sekunden 18-21 geäußert).
Wenn es den „Zeitzeugen“ doch gar nicht um Eritrea im Allgemeinen, sondern lediglich um eine Schule gehe, wieso ruft Abraham Mehreteab dann aber nicht: „Es gab keine sogenannten Kindersoldaten an der Tsebah-Schule.”?

Die verantwortliche Autorin, Julia Salden, kommentierte diese Aussage ihres Kronzeugen in keiner Weise, geschweige denn, dass sie sich etwa davon distanzierte. Vielmehr schloss sie in nahtlosem Übergang an die Aussage Mehreteabs folgenden Satz an:

„Im Film gibt es Kindersoldaten in Eritrea. Er spielt Anfang der achtziger Jahre. Die zehnjährige Awet kommt zu den eritreischen Rebellen. Dort wird sie zu einer Soldatin ausgebildet. Ein Spielfilm – eigentlich fiktional, aber die Produzenten behaupten […]: ‚Wir sind ganz nah an der Wahrheit. Das ist eine wahre Geschichte.'“

Ob bewusst oder unbewusst, durch diese Art des Zusammenschneidens der unwidersprochen gelassenen, offensichtlich falschen Behauptung eines ihrer Zeugen mit ihrer eigenen Aussage insinuiert Salden, dass es keine Kindersoldaten in Eritrea gegeben habe und verlagert die Debatte höchstselbst auf die allgemeine Ebene, um die es ihr und Disch angeblich nicht gehe. Daran, dass es Kindersoldaten in Eritrea gab, besteht jedoch keinerlei Zweifel, auch wenn Disch, Salden und ihre Kronzeugen diesbezüglich offenbar noch keinen Konsens erzielen konnten.

Doch auch Disch und Salden selbst scheinen in Bezug auf die Frage der Existenz von Kindersoldaten in Eritrea alles andere als kongruente Auffassungen zu vertreten. Einerseits behauptet Disch, dass weder er noch seine Mitstreiterin Salden „die Existenz von Kindersoldaten in Eritrea nach der in den Cape Town Principles formulierten Definition“ negierten. Andererseits stellt Salden ebendies in ihrem oben bereits erwähnten Magazinbeitrag wiederholt und mit allem Nachdruck in Frage, wo es z.B. heißt:

„Trotzdem erinnert der Film stark an die Buchvorlage. Kinder erhalten Waffen, lernen schießen und töten. […] Hat es das in Eritrea wirklich gegeben? Die Produzenten behaupten ja. […]: ‚Also, ich kann dazu nur eines sagen: Es gibt viele Bilder, sowohl von deutschen Journalisten, die im Weltspiegel gesendet worden sind. Es gibt viele Bilder in Archiven, die Kinder an der Waffe, Jugendliche an der Waffe während des eritreischen Befreiungskampfes einfach zeigen.‘ Luigi Falorni, Regisseur ‚Feuerherz‘: ‚Also, es gibt eine Webseite, wo das Ergebnis unserer Recherche zu sehen ist. Wer sich diese Materialien anschaut und immer noch behauptet, es gab keine Minderjährige an der Waffe im ganzen eritreischen Unabhängigkeitskrieg, da kann ich keine Antwort geben.‘ Das ist die Webseite, auf die die Produzenten verweisen. Filme, Fotos und Texte sollen belegen, dass in Eritrea tatsächlich Kinder in Kampfeinsätzen waren.“ (Zapp-Sendung vom 20.02.2008, Hervorhebungen vom Verfasser)

Wenn es Julia Salden doch gar nicht um Eritrea im Allgemeinen gehe, sondern nur um eine einzige Schule – wie ihr Peter Disch beständig sekundiert – warum fragt sie dann nicht: „Hat es das an der Tsebah-Schule wirklich gegeben?” Diese Frage stellt Julia Salden womöglich deshalb nicht, weil es in dem Film überhaupt nicht um die Tsebah-Schule geht.

In der folgenden Filmsequenz schien Salden erst einmal die Tatsache zu zelebrieren, dass die Website der Produzenten vorübergehend offline gesetzt wurde und verbuchte sie augenscheinlich als einen Sieg für ihre Position. Als ob es darum ginge. Sie selbst habe einzelne auf dieser Website befindliche Filmquellen gegenrecherchiert und dabei in Erfahrung gebracht, dass diese Bilder, die eritreische Kinder mit Waffen zeigten, aus dem Zusammenhang gerissen worden seien:

„Der Fotograf, dessen Bilder hier gezeigt werden, schreibt Zapp, seine Fotos seien aus dem Zusammenhang gerissen. Sie zeigten Jugendliche bei einer Parade. Keinesfalls hätten die Jugendlichen gekämpft.“ (Zapp-Sendung vom 20.02.2008 )

Alsdann fährt Salden ein großkalibriges Zeugengeschütz auf, nämlich ihren Vereinskollegen aus dem Netzwerk Recherche e.V. Christoph M. Fröhder, dessen Vorstandsmitglieder beide sind. Fröhder nun zeigt sich darüber entrüstet, dass ein von ihm stammender Weltspiegel-Beitrag verwendet wurde, um die Existenz von Kindersoldaten in Eritrea zu belegen. In dem gesamten Film gebe es keine Kindersoldaten. Der jüngste Soldat, den er in seinem Notizbuch gefunden habe, sei 18 Jahre alt gewesen. Kinder in Kampfeinheiten habe Fröhder in Eritrea nie gesehen. Das wird sicher alles seine absolute Richtigkeit haben. Man hüte sich nur davor, aus der Tatsache, dass Fröhder in seinem Notizbuch keine Hinweise auf Kindersoldaten finde, zu schließen, dass es somit also keine Kindersoldaten in Eritrea gegeben habe. Auch ein Herr Fröhder wird von einem Presseoffizier herumgeführt worden sein, der ihm unter Umständen die sicher vielen durchaus positiven Dinge gezeigt haben wird und die Schattenseiten, trotz aller vorstellenbaren investigativen Energie Fröhders, womöglich vor seinem Gast aus Deutschland zu verbergen wusste.

Während Fröhder nur behauptet, in seinem Film gebe es keine Kindersoldaten bzw. er selbst habe keine gesehen, geht Hermann Feldhoff, ein weiterer Weltspiegel-Autor, einen Schritt weiter, indem er allgemeingültiger formuliert: „Paraden und Übungen gab es, aber keine Kinder in Kampfeinsätzen.“ Man darf wohl annehmen, dass auch Feldhoff dabei lediglich auf seine persönlichen Erlebnisse rekurriert. Abgesehen davon fragt man sich, weshalb Kinder mit Waffen paradieren und üben, sie dann aber nicht benutzen sollen.

Was aber bezweckt Salden nun damit, zu beweisen, dass die beiden Weltspiegelautoren keine Kindersoldaten gesehen hätten? Das beantwortet sie am Ende ihres nunmehr vierten Zapp-Beitrags zum Thema Feuerherz:

„Doch statt Belege für angeblich historische Wahrheiten gibt es jetzt nur einen dünnen Satz: Die Webseite werde aktualisiert – ‚rechtzeitig zum Kinostart‘ werde sie angeblich wieder eingestellt.“ (Zapp-Sendung vom 20.02.2008, Hervorhebungen vom Verfasser)

Gleich zweimal das Wort „angeblich“ in einer Aussage. Vor allem scheint Salden die „angeblich[en] historische[n] Wahrheiten“ in Zweifel zu ziehen, nämlich die Existenz von Kindersoldaten in Eritrea. Welche Belege braucht Frau Salden eigentlich und wozu, wenn sie doch angeblich die Existenz von Kindersoldaten in Eritrea überhaupt nicht anzweifle, wie ihr Mitstreiter Disch beständig sekundiert? In dieser langen Filmsequenz, in der Salden sich vorrangig darin ergeht, den Filmproduzenten Fehler nachzuweisen, ist nicht ein einziges Mal erkennbar, dass es ihr um den konkreten Fall Meharis geht. Stattdessen stellt sie allem Eindruck nach ganz grundsätzlich in Frage, dass es Kindersoldaten in Eritrea gegeben habe. Ihr Stammzeuge Günter Schröder formuliert da aus einem sehr guten Grund differenzierter, wenn er nämlich verlautbart:

„Dass Kinder im Alter von acht, zehn, elf Jahren mit der Waffe in der Hand in Kampfverbänden eingesetzt wurden, war einfach nicht der Fall. Wer das behauptet, der verneint einfach die Wirklichkeit, die damals existierte.“ (Zapp-Sendung vom 20.02.2008 )

Schröder ist nämlich vollkommen gegenwärtig, dass sein Freund und Kollege Hartmut Quehl in seiner auf dieser Website zitierten Arbeit in Band 2 auf Seite 83 folgendes zum Thema Kindersoldaten in Eritrea festhält:

„Das Problem von Kindersoldaten ist in allen Fronten nur sehr schwer einzuschätzen. Tatsache ist, dass die Fronten besonders in den 70er Jahren von Minderjährigen gezielt angesteuert wurden, aber auch dass zumindest die EPLF gezielt Minderjährige über den National Call rekrutierte. Sowohl in der Altersstruktur als auch in den Einsatzgebieten dieser Minderjährigen ist allerdings von Beispielen anderer Länder zu unterscheiden. Die frühesten Rekrutierungen, die mir bekannt wurden, betrafen das Alter von 12 Jahren, und es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass – wie in anderen Ländern – die Fronten ‚kindliche Kampfmaschinen‘ gezüchtet hätten.“

Somit setzt Schröder die Altersuntergrenze der Kindersoldaten in Eritrea nicht rein zufällig bei 12 Jahren an. Während also Saldens Experte Schröder offen eingesteht, dass es Kindersoldaten in Eritrea gab, lässt Salden in ihrem gesamten Beitrag starke Zweifel an dieser Tatsache erkennen. Glaubt sie ihrem eigenen Zeugen nicht?! Zuweilen kann man sich des Eindrucks kaum erwehren, dass Salden hier einen argumentativen Eiertanz aufführt. Angeblich gehe es ihr nur um die Zustände, die an der Tsebah-Schule herrschten, doch gleichzeitig zieht sie permanent und generell in Zweifel, dass es Kindersoldaten in Eritrea gab. Würde es jemanden verwundern, wenn es Menschen gäbe, die Saldens Berichterstattung für tendenziös, scheinheilig und unaufrichtig hielten?

Es wäre wirklich sinnvoll, wenn man seine Experten nicht nur interviewt, sondern sich auch einmal deren Bücher, bzw. diejenigen von dessen befreundeten Kollegen zum Thema zu Gemüte führte. Manchen Journalisten mag Recherche in Bibliotheken vielleicht nicht unbedingt behagen, verbindet sich damit doch nicht die romantische Vorstellung des rasenden Reporters Egon Erwin Kisch. Doch diese Journalisten seien versichert, dass die Bibliothek ein traditioneller Ort für Recherche ist, an dem so manche Schätze schlummern. Zumindest sollte man sich aber versichern, dass dort nicht Dinge schlummern, die dazu geeignet sind, manch eigene Behauptung ad absurdum zu führen.

Um nun aber etwaigen Missverständnissen hinsichtlich der Existenz von Kindersoldaten in Eritrea vorzubeugen, die womöglich aufgrund der – auch nach über einem Jahr gemeinsamen Auftretens – noch nicht synchronisierten Sprachregelung von Disch, Salden und ihren „Zeitzeugen“ auch in Zukunft noch entstehen könnten, mögen die hier präsentierten Quellen der Versicherung dienen, dass es Kindersoldaten im eritreischen Unabhängigkeitskrieg gab. Die auf dieser Seite publizierten Berichte lassen daran absolut keinen Zweifel zu. Diesbezügliche Kritik an Buch und Film ist daher absurd.

Auch Disch wird bei seinen, mit Sicherheit in alle Himmelsrichtungen orientierten, Recherchen kaum entgangen sein, dass Hartmut Quehl im Vorwort seiner Publikation, in dem die Existenz von Kindersoldaten in Eritrea belegt wird, Günter Schröder dankt, der regelmäßig als Experte in Dischs und Saldens Berichterstattung eingebunden wird:

„Mein Dank gilt im besonderen Günter Schröder für die uneingeschränkte freundschaftliche Unterstützung während der langen Jahre unserer Kooperation.“

Schröder steuerte für Quehls Werk übrigens auch 32 von ihm geführte Interviews bei, was er wohl kaum getan hätte, wenn Quehl in seinen Augen Unwahrheiten publiziert hätte. In einem Interview mit einem Mainzer Studentenblatt machte Schröder auch keinerlei Hehl daraus, dass ihm durch Hartmut Quehl bekannt sei, dass es sowohl Kindersoldaten als auch Zwangsrekrutierung in Eritrea gegeben habe. Jetzt müssen – wie gesagt – nur noch manche „Zeitzeugen“ und – wie es den Anschein hat – auch Frau Salden davon überzeugt bzw. auf Linie gebracht werden.

Bis dies eines Tages der Fall sein wird, sollte Disch aber vielleicht noch mit Vorwürfen an sich halten, wonach seine Kritiker immer um seine reine Detailkritik herum lavierten und die Debatte auf ein allgemeines Niveau hievten. Diesen Vorwurf hat er gerade Abini Zöllner von der Berliner Zeitung gemacht, die er für sich als eine seiner lediglich zwei Kritikerinnen einordnet. Aufgrund der „Güte“ von Zöllners Argumentation straft Disch die Journalistin mit ostensibler Nichtbeachtung, was ein exorbitantes Maß an Souveränität bei ihm vermuten lässt.

Mit der expliziten Feststellung, dass es Kindersoldaten in Eritrea gab, wird aus Sicht des Autors jedoch der Gründungsmythos des jungen Staates Eritrea nicht schwerwiegend befleckt, was – wie stark zu vermuten ist – eine große, durchaus verständliche Sorge vieler Eritreer in dieser Debatte ist.

Denn es gilt, die Frage zu klären, wieso ELF und EPLF ihre eigenen Kinder in ihren Befreiungskampf gegen Äthiopien einbanden. Es steht zu vermuten, dass sie dies nicht taten, weil sie dem Schicksal ihrer Kinder gleichgültig gegenüberstanden. Vielmehr ist anzunehmen, dass man zeitweise, von der Welt allein gelassen, in solche Bedrängnis geriet, dass – zähneknirschend – vorübergehend Ideale über Bord geworfen wurden, weil der Traum von einem unabhängigen Eritrea sonst in die Brüche gegangen wäre.

Es ist daher weder ELF noch EPLF allein anzulasten, dass sie diese Maßnahme ergriffen. Vielmehr ist auch die geopolitische Lage während dieses Konflikts zu beachten. Viele Regionen Afrikas sowie andere Weltregionen waren während des Kalten Krieges lediglich Spielball der Blockmächte. So verfolgten sowohl die USA als auch die Sowjetunion und ihre jeweiligen Vasallenstaaten sowie auch Israel und arabische Staaten bestimmte ureigene Interessen in diesem Konflikt.

Es sind mithin auch diese Staaten (weniger die arabischen Staaten, da sie Eritrea z.T. unterstützten) und die UNO, die eine wesentliche Mitverantwortung tragen, weil sie Eritrea im Stich ließen bzw. zu bekämpfen halfen und somit eine Situation begünstigten, zuließen und bestehen ließen, in der Eritrea dermaßen in Bedrängnis geriet, dass es auch zu unrühmlichen Mitteln greifen musste, um sich gegen Äthiopien behaupten zu können und letztlich die Unabhängigkeit zu erkämpfen.

Das Schicksal von Kindern im Krieg ist jedoch auch durch noch so hehre und nachvollziehbare Motive, die zu deren Einsatz führten, nicht weniger schrecklich und verurteilenswert. Die Frage ist, wie gesagt, wer dafür zu verurteilen ist – sicher nicht allein die eritreischen Freiheitskämpfer, deren Leistung keinesfalls angezweifelt werden soll.

Sicherlich ist diskutabel, ob ausgerechnet der eritreische Befreiungskrieg als Rahmenhandlung für einen Film über Kindersoldaten herhalten musste, wo Eritrea doch nicht den Archetypus des grausamen Kindersoldaten hervorgebracht hat, der unter Drogen gesetzt zu einer Kampfmaschine gedrillt von Pickups herab wahllos auf wehrlose Menschen schießt, wie man ihn von der Lord’s Resistance Army in Uganda, von Bildern aus Liberia oder eben auch aus der Sierra Leone kennt. Man kann aber auch darüber diskutieren, ob man unbedingt das schlimmste Beispiel zur Grundlage für einen Bericht oder einen Film machen muss. Rein quantitativ gesehen hätte „Feuerherz” dann in Myanmar (Birma) gedreht werden müssen, weil dies offenbar das Land mit den meisten Kindersoldaten weltweit ist. Nur wurde kein dem Verfasser bekanntes Buch von einer birmesischen Kindersoldatin geschrieben, an das sich ein Film hätte anlehnen können. Außerdem hätten sich dann natürlich Birmesen darüber echauffieren können, weil es doch in Uganda viel schlimmer sei. Gut, über ugandische Kindersoldaten gibt es ja bereits den Dokumentarfilm „Lost children“, also tat vielleicht zunächst kein weiterer über Uganda not. Also dann die Sierra Leone. Dort hätte sich ein Filmemacher mit Sicherheit auch keine Freunde gemacht. Man kann davon ausgehen, dass kein Land mit Wohlwollen zur Kenntnis nehmen wird, wenn über Kindersoldaten oder sonstige unrühmliche Dinge in diesem Land ein Film gedreht wird. Produzenten eines solchen Filmes wären sicher auch in der Sierra Leone auf Widerstand gestoßen.

Mit der Feststellung, dass es Kindersoldaten in Eritrea gab, wird übrigens keinerlei Aussage hinsichtlich der Frage getroffen, was genau in dem Lager vor sich ging, in dem Senait Mehari und die „Zeitzeugen“ waren.

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© Stefan Fix, 2008 Zapp, Julia Salden, Peter Disch, Senait Mehari, Almaz Yohannes, Agaweghata, Feuerherz, Günter Schröder, Elias Ghere Benifer, Abraham Mehreteab, Tsebah, Kuno Haberbusch, Eritrea, Kindersoldaten, Äthiopien, Abini Zöllner